CDU Emsbüren packt Sicherstellung der medizinischen Versorgung an
“Emsbüren ist statistisch derzeit gut aufgestellt”, sagt Kreistagsabgeordneter Marcus Drees: “Sechs Hausärzte, sechs Zahnärzte, mehrere Physiotherapiepraxen, Logopädie, Ergotherapie, zwei Apotheken oder sogar eine Fachpraxis für Frauenheilkunde praktizieren in der etwa zwölftausend Einwohnergemeinde. Laut Versorgungsstatistik bedeutet dies eine Überversorgung.”
Das soll laut CDU auch so bleiben, weshalb man sich Anregungen unterschiedlicher Experten eingeholt hat. Vor einigen Wochen hatte die CDU Emsbüren zu einer Podiumsdiskussion geladen. Rund 120 Bürgerinnen und Bürger folgten der Einladung und zeigten großes Interesse an der Thematik. Für die Organisatoren beinhaltete die Diskussion viele wertvolle Ideen, um mit Blick auf die Zukunft weitere Schritte planen zu können.
Was wird sich verändern und wie kann Politik und Verwaltung gegensteuern? Um das zu planen, muss man zunächst wissen, wie sich die Landschaft der medizinischen Versorgung in den nächsten Jahren verändern wird. Wolfgang Hentrich, Vertreter der Kassenärztliche Vereinigung, brachte es auf den Punkt: “Genügend Ärztinnen und Ärzte wird es in Zukunft nicht mehr geben. Zudem sind inzwischen 70 Prozent aller Medizinstudenten weiblich. Teilzeitarbeitsmodelle und eine ausgeglichene Work-Live-Balance sind allen jungen Mediziner wichtig. Aus diesem Grund müssen neue Berufsbilder entstehen und die Mediziner unterstützt werden.” Hier hat sich der Landkreis schon auf den Weg gemacht.
Dr. Sigrid Kraujuttis, Dezernentin des LK Emsland, erläuterte, dass es derzeit zwei neue Ausbildungsangebote im Emsland gibt, die vom Landkreis mit insgesamt 960 Tausend. Euro unterstützt werden. Das Emsland ist Modellregion. Zum einen gibt es am Campus Papenburg den Studiengang Physician Assistance (erste Absolventen werden in diesem Semester fertig), zum anderen wird ab diesem Wintersemester an der Hochschule Osnabrück am Standort Lingen der duale Studiengang Multiprofessionelle Gesundheits- und Sozialversorgung angeboten. Die Ausbildung neuer Berufsgruppen ermöglicht es Quereinsteigern, Ärzte zu entlasten.
Landtagsabgeordneter Christian Fühner weiß, dass es künftige Medizinerinnen und Mediziner in die Orte treiben wird, die gute Rahmenbedingungen bieten. Dies beinhaltet passenden Wohnraum ebenso wie Einkaufsmöglichkeiten, genügend Kita-Plätze, aber auch sportliche und kulturelle Angebote. “Hier agiert medizinisches Personal nicht anders als andere Berufsgruppen”, weiß Kraujuttis. Eine wichtige Erkenntnis für den Ort Emsbüren, der seine Hausaufgaben gemacht hat und mit dem zweiten Platz als lebenswerteste Gemeinde in Niedersachsen gekürt wurde.
“Aber es kommt auch auf die Lebenssituation und Bedingungen von Senioren an”, warnte Heintrich. “Je besser die Rahmenbedingungen in der Wohnsituation für Senioren, desto weniger brauchen sie medizinische und pflegende Unterstützung, was das Versorgungssystem einer Gemeinde unendlich entlastet.”
In einem Punkt sind sich alle Experten einig: Ein Medizinisches Versorgungszentrum in Trägerschaft einer Kommune ist zum heutigen Zeitpunkt keine Alternative für eine Gemeinde. Verbunden mit hohen Kosten und unbesetzten Stellen nehmen auch die meisten möglichen Träger Abstand von diesem Modell.
Und noch ein weiterer Faktor ist zentral für die Mediziner in einer Gemeinde: die Vernetzung und der Austausch untereinander in Bezug auf Medizin und Pflege zur Steuerung und Versorgungssicherheit. Hier hat sich der Landkreis mit der Organisation sogenannter “Pflegetische” auf den Weg gemacht. Emsbüren nimmt teil und möchte alle medizinischen Berufsgruppen an einen Tisch bringen.
"Es gibt noch viel zu tun. Wenn wir mit dem Pflegetisch zur medizinischen Versorgung die Kräfte bündeln und ein Konzept entwickeln, werden wir für Emsbüren den passenden Weg finden”, resümierte Bürgermeister Markus Silies nach dem Austausch mit den Experten.
Die Veranstaltung wurde von Günter Fiening moderiert und ist auf Initivative der Fraktion sowie der CDU Ü60 ins Leben gerufen worden.