Positive Grundstimmung zu Flüchtlingen
„In den sechs Kommunen des südlichen Emslandes gibt es, Stand 29. Januar, 530 Asylbewerber. Bis zum Ende des 3. Quartals 2015 sollen 312 hinzukommen“, erläuterte CDU-Kreisvorsitzender Markus Silies den rund 100 Besuchern zu Beginn einer Podiumsdiskussion.
Der Geschäftsführer des SKM Lingen, Hermann-Josef Schmeinck, sah den Wohnungsmarkt als ziemlich erschöpft an. „Es darf keine Denkverbote bei der Unterbringung geben.“ Marc-André Burgdorf, Dezernent beim Landkreis Emsland, bezeichnete ein Dach über dem Kopf als wichtigste Herausforderung. „Es wäre naiv zu denken, in zwei Jahren ist in Syrien alles vorbei, und die Menschen gehen zurück.“ Dem Speller Samtgemeindebürgermeister Bernhard Hummeldorf war eine dezentrale Unterbringung in den einzelnen Mitgliedsgemeinden „ganz wichtig“.
Medina Atalan, die 1986 als neunjährige Jesidin aus der Türkei nach Deutschland geflohen war, betonte: „Das Allerwichtigste ist Bildung und Sprache.“ Jürgen Bloom von der VHS Lingen erklärte, dass es in jeder Gemeinde mindestens einen Sprachkurs für Flüchtlinge gebe. „Solange diese noch im Asylverfahren sind, haben sie nicht die Berechtigung, an Integrationskursen mit 25 Wochenstunden teilzunehmen“, bedauerte er. Burgdorf stöhnte angesichts der Dauer von Asylverfahren auf. „Hier müsste der Gesetzgeber etwas ändern“, forderte er.
Theo Paul, Generalvikar des Bistums Osnabrück, forderte, die Flüchtlinge in Arbeit zu bringen: „Menschen im besten Alter werden verurteilt, irgendwo rumzusitzen. Das ist entwürdigend.“ Burgdorf stellte den Wert der Flüchtlinge heraus: „Wenn wir gute Arbeitskräfte haben, kommt auch die Wirtschaft hierhin.“
Michael Koop, Präsident des Kreissportbundes, hob das „sehr hohe Integrationspotenzial“ des Sports hervor. „Es gibt keine Barrieren bei unseren Vereinen.“ Koop wies zugleich auf Fördermöglichkeiten bei Integrationsprojekten im Sport hin.
Atalan hielt „die kleinen Schritte des Aufeinanderzugehens“ für wichtig. „Wenn man mit positiver Grundeinstellung auf sein Gegenüber zugeht, hat man auch keine Angst mehr.“ Sie wisse, dass es Menschen gebe, die Ängste hätten. „Diese Ängste sollten wir ernst nehmen und die Menschen informieren.“
Zur Arbeit der mittlerweile 80 von der VHS ausgebildeten Integrationslotsen äußerte sich Bloom: „Sie können einen Teil der notwendigen Arbeit übernehmen, aber die Probleme nicht auf einmal lösen.“ In vielen Fällen wäre eine 1:1-Begleitung notwendig. Dafür gebe es aber noch zu wenig Integrationslotsen.
Generalvikar Paul warnte davor, die Diskussion um die Gefahr durch Salafismus mit dem Thema Asyl zu verknüpfen. „Salafisten sind oft Leute, die seit 20 Jahren hier leben und von unserer Gesellschaft gefrustet sind.“ Man dürfe Flüchtlinge nicht abdrängen, denn gerade dann liefen diese Menschen Gefahr, von anderen instrumentalisiert zu werden.
Einig waren sich alle Teilnehmer darüber, dass es im Emsland eine positive Grundstimmung zu Flüchtlingen gebe.